Samstag, 7. Juli 2018

Yamaha Niken: ein geiles Motorrad - heute gefahren

Yamaha Niken: Damit kratzt man jede Kurve
Punkt zehn Uhr ging es los, zur Probefahrt der Yamaha Niken am Nürburgring. In einer kleinen Gruppe mit acht neuen Niken waren wir die ersten Privatfahrer, die das neue sportliche Dreirad-Motorrad von Yamaha testen durften. Die Yamaha Niken Demo Tour beginnt dieses Wochende am Nürburgring und wird in den nächsten Wochen durch Deutschland touren. Hier mein Erfahrungsbericht, als Rollerfahrer.

Kurz vor zehn schob ich mein Gilera Fuoco Dreirad zwischen einige BMWs, Yamahas und andere Mopeds. Die ersten Testfahrer warteten schon, gemischtes Alter, unterschiedlichste Mopeds und alle voller Erwartung auf das Kurvenwunder. Nach einer kurzen Einführung ging es auf die Maschinen, vorweg ein Tourguide, der uns über etwa 50 Kilometer durch typische kurvige Eifelstraßen mit unterschiedlichster Fahrbahnqualität führen sollte.

Das Aufsitzen war unproblematisch, die 260 Kilo schwere Maschine ist nicht zu hoch, sie steht auf dem Seitenständer, denn eine Arretierung der Vorderräder gibt es nicht. Es wäre sicher technisch machbar gewesen, aber Yamaha will es sportlich, nicht zuletzt um sich von Dreiradrollern abzusetzen. Die Sitzpositition ist relativ aufrecht, der breite Lenker tut ein Übriges.
Vertrauenswürdig - sofort

Die ersten Fahreindrücke: Die Niken erweckt sofort Vertrauen, das steigert sich spätestens nach der ersten Kurve. Hervorragendes agiles Handling, gefühlt fährt sie sich wie ein Zweirad, doch die zwei Räder vorne vermitteln ein ungeahntes Sicherheitsgefühl und erlauben Kurvengeschwindigkeiten die normalen Motorradfahrern schon den Angstschweiß auf die Stirn bringen würden. Nachdem wir die Autokolonnen am Nürburgring hinter uns gelassen haben, steigert der Guide die Geschwindigkeit - ab geht die Post. Bei mir als Dreiradroller-Fahrer stellt sich ein sehr sicheres und zufriedenes Gefühl ein. Selbst bei Schlaglöchern und schlechten kleinen Straßen habe ich nie ein unsicheres Gefühl. Souverän bügelt das Fahrwerk alles weg und verliert nicht an Agilität.

Warten auf die Probefahrer

Was mir zu schaffen macht sind zwei Dinge: Die ungewohnte manuelle Schaltung, dummerweise habe ich darauf verzichtet das Hochschalten ohne Kupplung zu probieren, meine Erfahrungen liegen damit viele Jahre zurück. Nach einer Stunde spürte ich die Kupplungshand - da fehlte das Training. Trotzdem, die Gänge schalten sich flott und präzise, Leerlauf erreicht man ebenso genau, ohne lange Fummelei.

Die Leistungskraft der Maschine verlangte mir hohen Respekt ab. Mit 115 PS beschleunigt die Yamaha im Gegensatz zu meinem Roller geradezu brachial. Autos auf den Eifelsträßchen erwecken den Eindruck, als würden sie stehen. Sportlichkeit und narrensicheres Handling verführen zu flotter Fahrweise, die eher vom Kopf als von der Leistungsfähigkeit der Maschine ausgebremst wird. Bei etwa 45 Grad Neigung setzen die Fussrasten auf - theoretisch, denn das wollte und konnte ich bei der einstündigen Tour nun doch nicht probieren. Ein GS-Fahrer hinter mir hatte alle Mühe mitzuhalten, obwohl ich die Möglichkeiten bei weitem nicht ausgereizt hatte. Den Fahrtwind bekommt man deutlich zu spüren, die kleine Scheibe der Niken bringt wenig, das zeigte ein kurzer Test mit 150 km/h, mehr war nicht drin auf den Eifelstraßen.

Die Motorradfahrer, die uns entgegen kamen, waren wohl auch etwas verwirrt. Gegrüßt hat keiner. Man wird sich an den Anblick sicher noch gewöhnen müssen.

Von hinten ungewohnter Anblick

Der Dreizylindermotor ist sehr elastisch, verlangt aber zum flotten Beschleunigen hohe Drehzahlen, bei 10.000 Umdrehungen pro Minute bringt der Motor seine volle Leistung. Als Tourenfahrer hätte ich es gerne etwas gemütlicher und niedrigtouriger. Doch die Niken ist eher etwas für die sportliche Fraktion, die sicherlich mit diesem Fahrwerk absolut vom Dreirad überzeugt werden kann.


Mein Fazit: Ein geiles Motorrad, sportlich, für mich zu sportlich. Die Sitzposition gefällt, die Sitzbank empfand ich als etwas zu hart. Fahrleistungen und Fahrwerk sind gegenüber anderen Maschinen überlegen und souverän.

Mein Wunsch: Einen entsprechenden Tourer mit anderem Motor, dazu ein Doppelkupplungsgetriebe, wie es Honda anbietet. Oder wenn es ein Roller sein soll: eine leistungsstärkere T-Max mit dem Super-Fahrwerk der Niken.

Für diejenigen, die gerne sportlich unterwegs sind: Auf jeden Fall kaufen und zwar sofort! Bevor man von einer anderen Niken in der Kurve verblasen wird.

Rainer Eikel


1 Kommentar:

  1. Geil geschrieben - man liest noch das Grinsen aus Deinem Gesicht. Musste bestimmt operativ entfernt werden ;)
    PoWder - Piaggio MP3

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