Montag, 3. November 2014

Piaggio X10 statt Dreirad? Zwei Konzepte im Vergleich.

Platzangebot zum herumlümmeln
Eigentlich sollte der Reifenwechsel bei meiner Gilera Fuoco an einem Tag geschehen, da dem nicht so war, gab es bei meiner Werkstatt einen Leihroller, eine Piaggio X10. Erst sollte es zwar ein Dreirad sein, aber nachdem ich darauf hinwies im Besitz eines Motorradführerscheins zu sein, händigte mir der Händler die neue X10 aus. Warum die beiden Konzepte nicht mal vergleichen?

Plötzlich wieder zwei statt gewohnter drei Räder, eine Umstellung war dies schon. Beim ersten Abstellen suchte ich vergeblich den Knopf zum Arretieren der Vorderräder. Wie peinlich, aber bevor es weiter aufgefallen ist, setzte ich die Maschine auf dem Seitenständer ab. Beim ersten Rangieren, rückwärts aus der häuslichen Einfahrt sind mir zwei Dinge aufgefallen: Die X10 ist mit ihren 220 Kilo relativ leicht zu rangieren. Trotzdem ist es eine Umstellung, denn mit den drei Rädern ist das Rangieren oder das Zurückschieben aus einer Einfahrt deutlich angenehmer und bequemer. 1:0 für die Gilera Fuoco.

Sobald die Fuhre einmal rollt, genieße ich die angenehme straffe aber komfortable Federung und den Sitzkomfort. Das ist kein Vergleich zur hart federnden Fuoco mit dem doch deutlich schlechteren Sitzkomfort. Auf der X10 kann man sich hinlümmeln wie immer man will. Das durchgehende Trittbrett bietet Fahrer und Beifahrer vielfältige Möglichkeiten. Platz für die Füße ist ohne Ende, entweder weit nach vorne gestreckt - sicher angenehm für längere Autobahnfahrten - oder im 90 Grad Winkel. 1:1, klarer Punkt für die X10.

Und der Motor? Der 350er schüttelt nicht so raubeinig wie bei der Fuoco, sondern ist angenehm leise und vibrationsarm. Die Beschleunigung ist ansprechend, die X10 kommt flott von der Stelle, ist aber sicherlich kein Sprinter.  In der Endgeschwindigkeit wird sie mit 140 Stundenkilometer knapp hinter der Fuoco bleiben, doch mehr als 140 mit der Fuoco sind kein Vergnügen, es vibriert und schüttelt den Roller schon ziemlich heftig. Obwohl die Windschutzscheibe bei der X10 deutlich zu niedrig geraten ist, geht dieses Kapitel an das elegante Zweirad. 2:1 für die X10.

Grosser Stauraum: zwei Integralhelme und mehr passen rein
Doch mein bevorzugtes Fahrzeug soll ja auch zum Einkaufen taugen, da bietet die Fuco mit Topcase und Stauraum unter der Sitzbank schon einiges. Die X10 aber auch: 50 Liter unter der Sitzbank sind riesig. Zwei Integralhelme sind kein Problem. Zudem ist die Sitzbank mit einer Teleskopfeder versehen, die das Aufstellen erleichtert. In der Praxis zeigt sich jedoch der Nachteil der unten etwas zerklüfteten Sitzbank. Der Einkauf muss schon sehr sorgfältig platziert werden, damit auch alles reingeht. Trotzdem auch hier ein Punkt für die X10 3:1.

Eigentlich müsste ich jetzt X10 fahren, doch der Vergleich hinkt etwas. Drei Räder sind deutlich angenehmer im Handling, beim Parken und beim Rangieren. Zudem bieten sie eine nicht zu unterschätzende Sicherheitsreserve. Beim Einparken mal schnell das Vorderrad zu stark eingeschlagen, schon wird das zweirädrige Gefährt kippelig und die Beine müssen stützend eingreifen. Zudem brauch ich bei der Fuoco kaum auf Kanaldeckel, Strassenbahnschienen und ähnliches aufpassen. Da nützt auch das sicher sinnvolle ABS und ASR der X10 nichts, zumal die Bremshebel etwas schwergängig und schwammig wirken. Klarer Punkt für die Fuoco 3:2.

Gilera Fuoco: Entwicklungspotential
Und der wichtigste Punkt? Kann man damit bei häuslichen Debatten um die Sinnhaftigkeit eines solchen Fahrzeuges punkten? Bei der Tauglichkeit für die häusliche Argumentation geht dieser sicherlich sehr subjektive Punkt an die Fuoco. Die X10 ruft eher nach Freizeitvergnügen, die Fuoco argumentiert mit der praktische Seite des Einkaufens ohne Parkplatzsorgen und bereitet trotzdem Vergnügen. Das Resultat insgesamt: Unentschieden.

Aber nicht für mich, ich warte auf das Dreirad mit bequemen Sitzen wie die X10, Abstellmöglichkeiten für die Beine wie bei der X10 und einem agilen modernen Motor wie bei der X10.

Wie sich meine Fuoco nach 45.000 Kilometern gemacht hat, gibt es hier zu lesen.

Rainer Eikel


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